Wir, in der

T u r n e r s c h a f t C h e r u s c i a,

sind eine Gemeinschaft von Studenten unterschiedlicher Herkunft und Fakultäten,

die Neutralität in parteipolitischen Fragen wahren, aber ihre eigenen Ansichten durchaus einbringen sollen,

die konfessionell nicht gebunden sind,

die miteinander studieren, sich gegenseitig helfen und ihren Horizont erweitern, indem sie sich auch mit Inhalten anderer Studienfächer auseinandersetzen,

die sich für die persönliche Freiheit und Verantwortung des Einzelnen gegenüber der Gemeinschaft einsetzen und für die daher das Wort Teamgeist nicht nur ein Lippenbekenntnis darstellt,

die nicht zuletzt ihren Spaß und ihre Freude am Leben haben.

Seit über 165 Jahren hat sich in unserem Zusammenleben ein steter Wandel vollzogen. Doch haben in der Verbindung von Studium und persönlicher Lebensplanung in unserer Gemeinschaft generationsübergreifend vier Grundprinzipien fast unverändert ihre Gültigkeit behalten:

Das Sportprinzip als ursprünglich eigentlicher Gründungszweck unserer Gemeinschaft wird heute noch regelmäßig gemeinsam, aber auch mit anderen Turnerschaften gepflegt. Es schließt, neben klassischer sportlicher Tätigkeit, unser Bekenntnis zum studentischen Fechten ein. Die Mensur ist heute freiwillig, jeder Bundesbruder muss jedoch das studentische Fechten erlernen. Es fördert das Selbstbewusstsein und die Selbstbeherrschung. Die Mensur erfordert nicht nur Mut, sondern auch ein hohes Maß an Haltung und Fairness.

Das Toleranzprinzip ist die Basis unserer Gemeinschaft. Toleranz bedeutet für uns Achtung und Respekt vor der Persönlichkeit des Einzelnen, vor seiner Meinung und Einstellung.

Das Lebensbundprinzip begründet eine lebenslange freundschaftliche Verbundenheit der Bundesbrüder über die Generationen hinweg. Es hat sich über alle widrigen Zeitläufe hinweg als Garantie für die Existenz unserer Gemeinschaft erwiesen.

Das Conventsprinzip ruft die Bundesbrüder in regelmäßigen Abständen zusammen, um gemeinschaftlich den Weg des Bundes zu beraten und darüber abzustimmen. Spaß und Freude am gemeinsamen (Er-)leben finden in vielfältigen Zusammenkünften ihren wesentlichen Ausdruck.

Unsere Farben Schwarz - Weiß - Rot mit goldener Perkussion entstanden aus den Stadtfarben Göttingens (Schwarz und Gold) sowie aus den Turnerfarben (weiß und rot). Diese Tragen wir seit 1885 in Band und Mütze als äußeres Zeichen der Zugehörigkeit und Verbundenheit.

Wir wünschen uns, dass unsere Bundesbrüder

die Bereitschaft, in und mit einer Gemeinschaft zu leben,

Engagement und verantwortungsbewusstes Handeln,

konsequente Verfolgung der Studienziele sowie Leistung im Sport und beim Fechten,

das Bekenntnis zum deutschen Staat in der europäischen Völkergemeinschaft,

die Fähigkeit zum gesellschaftlichen Auftreten mitbringen oder erwerben.

Wir wollen den jungen Studenten eine Basis für ein erfolgreiches Studium bieten und ein Freundeskreis sein, der - aufbauend auf unseren Traditionen - ein Leben lang hält.

Unsere Geschichte

Schon zu Anfang des 13. Jh. gab es an den ältesten Universitäten, in Bologna und Paris, Vereinigungen von Studenten auf landsmannschaftlicher Grundlage. Neben ideellen standen vor allem praktische Aspekte im Vordergrund: Die sogenannten „nationes germaniae" halfen bei der „Eingewöhnung" und der Interessenvertretung gegenüber Bürgern und Hochschule, sorgten für erschwingliche Gemeinschaftsunterkünfte und bildeten für die Studierenden eine sprachüberwindende Heimat.

Die Mitgliedschaft, ein „Zweckbündnis", beschränkte sich damals wie auch später an den seit Mitte des 14. Jh. gegründeten Universitäten auf deutschsprachigem Gebiet auf die Dauer der Zugehörigkeit zur jeweiligen Universität.

In einer Zeit vielfältiger politischer und geistiger Strömungen konstituierten sich gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jh. neue Studentenverbindungen als „Lebensbund". Diese integrative Verklammerung studentischer Freundschaft mit der Bruderhilfe von Altherrenschaften zu lebenslanger Bundesbruderschaft ist noch heute Grundlage aller Korporationen.

Für die politische Einstellung waren die Freiheitskriege gegen die napoleonische Herrschaft in Europa wertbildend. Abertausende von Verbindungsstudenten kämpften für ein freies und einiges Deutschland, nach den Kriegen gegen die Mächte der Restauration für Freiheit und Demokratie.

Das Wartburgfest 1817, das Hambacher Fest 1832, denen das erste deutsche demokratische Parlament in der Frankfurter Paulskirche 1848 folgte, waren mächtige sichtbare Zeichen, die maßgeblich von Verbindungsstudenten getragen wurden, und wie die Korporationen Symbole demokratischer Grundsätze.

Eine Vielzahl neuer Bünde entstanden, die sich in unterschiedliche politisch-weltanschauliche, religiöse, kulturelle und sportliche Richtungen orientierten.

So wurde nach dem ersten deutschen Turn- und Jugendfest (Juni 1860 in Coburg) in Göttingen am 21. November 1860 die Turnerschaft Cheruscia gegründet. Wir sind damit die älteste als solche gegründete akademische Turnerschaft.